Tag 18: Montag, 28.10.19

 

Auch heute startet die Schule des WEC um 7:30 mit der „Morning Assembly“, begleitet durch lautes Trommeln. Es ist immer wieder sehr beeindruckend, die rhythmischen und mitreißenden Abläufe mitzuerleben.

Lorena, Julia und Niklas B. „räumen die Rechner im IT-Raum auf“, indem sie unnötige Programme entfernen, einheitliche Benutzeraccounts erstellen und einen Schülerzugang für den Datenserver einrichten, damit die Daten der Schüler nicht auf einzelnen Rechnern gespeichert werden.

Währenddessen arbeite ich mit Bright an einer Präsentation über die Entwicklung des WEC in den letzten Jahren. Aktuelle Fotoaufnahmen sind erforderlich, die wir in die Präsentation einfügen und den Aufnahmen der Schule aus den vergangenen Jahren gegenüberstellen.

Um 8:00 beginnt dann die „Morning Assembly“ der upper- und lower Nursery sowie des Kindergartens 1 und 2. In dieser kleinen Assembly sollen die Kinder die Lieder und Abfolge der normalen „Morning Assembly“ erlernen.

Zeitgleich begeben sich Frau Gleim und Frau Metz-Stoltefuß mit Hilfe von Esther daran, Donuts für die Schüler und Lehrer der gesamten Schule zu backen. Natürlich dürfen auch wir von den Backerfolgen profitieren. Schon sehr schnell zeigt sich beim Backen ein eingespieltes Team. Esther, die Hauswirtschaftslehrerin, freut sich, einige neue Rezepte kennen zu lernen.

Maxwell schafft es, den angeblich defekten Synology Server zu reparieren und Niklas B. macht sich sofort daran, eine Datensicherung zu erstellen, um möglichen zukünftigen Problemen vorzubeugen. Außerdem richtet er eine regelmäßige Datensicherung über einen Stick ein, der für fünf Wochen die vorhandenen Daten sichert.

In der Zwischenzeit beginnt das Zahnprojekt das erste Mal nach einem langen Wochenende ohne Zahnputzroutine in der Schule mit Lorena, Julia und Isabelle. Dabei bringen sie die verbleibenden Vorräte an Zahnbürsten und -pasta in die upper- und lower Nursery sowie die Kindergärten 1 und 2. Das soll die regelmäßige Zahnpflege der Kinder in der Schule auch nach unserer Abreise ermöglichen. Die Vorräte reichen für einen längeren Zeitraum.

Nach einer Stärkung mit Orangen, Donuts und Pies, gefüllt mit Fisch, geht es zurück an die Arbeit.

Leider fängt es an, wie aus Eimern zu schütten, was selbst die Fortbewegung auf den Schulgängen erschwert, da viele der Regenrinnen auf dem Schulhof bzw. in den nicht überdachten Gängen zwischen den einzelnen Häusern enden. Aus diesen ergießen sich kleine Wasserfälle, die zu einer Dusche einladen. Auch unsere Terrasse bleibt nicht verschont. Schnellstens müssen unsere Schlafzelte in Sicherheit gebracht werden. Ein großer Teil steht bereits unter Wasser. Hier helfen nur  Gummiabzieher und Schrubber, um die Wasserpfützen Richtung Abfluss zu „bringen“. Den Rest wird hoffentlich die Sonne trocknen, wenn es aufgehört hat zu regnen.

Dem Regen fällt auch die zweite Runde des Zahnprojekts zum Opfer.

Während Niklas B. und ich die im IT-Raum verbliebenen Probleme bekämpfen, kommt ein Techniker, um den Defekt an der Klimaanlage zu beheben.

Um 14:10, in der Neigungsstunde, beginnt das Sternebasteln aus Brottüten mit Julia, Lorena, Kevin, Irena und Isabelle in der dritten Klasse. Dabei werden acht Butterbrottüten aufeinander geklebt und kreativ ausgeschnitten, so dass daraus wunderschöne (Weihnachts-)Sterne entstehen. Bei über 30 Grad ist Weihnachten für uns gefühlt sehr fern.

Nach dem frühen Abendessen gehen Julia, Lorena und Niklas B. zurück in den IT-Raum, um die Arbeiten vom Vormittag zu beenden.

Isabelle startet unterdessen eine weitere Runde der Stofftaschenmalaktion mit Freiwilligen in der Klasse 3. Die fertigen Produkte müssen abends auf unserer Terrasse zum Trocknen aufgehängt werden, wobei der Regen uns sehr viel Kreativität abfordert.

Währenddessen arbeiten Frau Metz-Stoltefuß und ich im Storeroom an der Beschriftung der neuen Boxen und sortieren einige Artikel um.

Ein weiteres Projekt wird spontan geplant: Im Storeroom soll ein zusätzliches Regal angebracht werden, um eine optimale Nutzung zu gewährleisten. Schnell wird Maß genommen und die Planung an den Leiter des Workshops herangetragen, der mit den WEC-Schülern das Regal erstellen soll. Eine gute Lösung, finden wir. Für die zügige Umsetzung muss die Ecke freigeräumt werden, denn hier stehen traditionell die Kisten mit den Seifenbehältern. Der Zweijahresbedarf muss dafür bewegt werden.

Im Moskitoabenddress und dem „Abendduft“ gehen Julia, Lorena, Niklas B. und ich zurück in den IT-Raum, um die letzten Computer auf das System mit zwei Konten umzustellen. Außerdem binden wir die einzelnen Computer an den Synology Server an.

Gegen 19:30 Uhr endet wieder einmal ein arbeitsreicher Tag.

 

Verfasser: Niklas Stinn



Tag 17: Sonntag, 27.10.2019

 

Heute wird vor allem für mich ein langer und anstrengender Tag. Der IT-Raum ist nun vorbereitet (gestrichen und geputzt), um als nächstes die Verkabelung der PCs vorzunehmen. Mit Hilfe von Julia, Lorena und Niklas S. können nun alle Computer an ihre Stelle gerückt werden. In der Zwischenzeit fangen Frau Gleim und Frau Metz-Stoltefuß an, die neu gebauten Unterkonstruktionen der Computer in eine selbstklebende Buchfolie einzubinden, um diese in Zukunft leichter reinigen zu können. Das Ziel für heute ist klar: den Raum betriebsbereit zu bekommen. Dazu müssen aber erst einmal jede Menge Vorbereitungen getroffen werden. Zunächst müssen dafür alle Kabel sortiert werden, damit wir abschätzen können, welche Geräte an den Notstrombatterien einen Platz bekommen. Danach kann auch schon damit begonnen werden, an jedem Arbeitsplatz die benötigten Kabel bereitzulegen. Julia und Lorena nehmen sich diesem nach einer kurzen Einweisung an, damit Niklas S. und ich damit beginnen können, die Computer zu verkabeln. Schon einige Tage zuvor habe ich dafür eine Rolle Klettband bei einer Schneiderin bestellt, um einen erneuten „Kabelsalat“ zu vermeiden. Das wird zwar einiges an Zeit kosten, jedoch bin ich mir sicher, dass es in Zukunft dann leichter sein wird, Änderungen an der Verkabelung vorzunehmen, neue hinzuzufügen bzw. andere zu entfernen. Am späten Nachmittag sind wir dann soweit fertig, um mit dem Anschluss des Serverschrankes zu beginnen, wobei mir als erstes eine Fehlermeldung des Dateiservers ins Auge fällt. Nach einer Recherche des Problems wird deutlich, dass der Stromausfall am Vortag einen kritischen Fehler ausgelöst hat, welcher im Moment noch nicht gelöst werden kann. Morgen versuche ich, mich dieses Problems anzunehmen, da es inzwischen so spät geworden ist, so dass das zeitlich nicht mehr möglich ist. Beim ersten Start der Computer merke ich schnell, dass noch nicht alles wie gewünscht läuft. Solche Probleme sind im IT-Bereich ganz normal. Jetzt beginnt die Fehlersuche. Einige Computer lassen sich nicht starten, bei anderen sind Kabel vertauscht worden. Am Ende unseres Tages steht unser Ergebnis fest: Es sind zwar viele Computer betriebsbereit, jedoch wird noch genug Arbeit für morgen da sein, bis dann endlich hoffentlich alles funktioniert.

Parallel zu meiner Arbeit packen Frau Metz-Stoltefuß und Frau Gleim die Koffer für WannaBuy und den Trägerverein des WEC. Gefühlt mehrere hundert Teile werden einzeln eingewickelt und verstaut. Manches Mal muss ein Koffer wieder neu gepackt werden, da das Gewicht noch nicht optimal ausgenutzt wird, dieser schon zu schwer ist oder auch aus „allen Nähten platzt.“. Am Ende sind jetzt zehn Gepäckstücke fertig für die Reise nach Deutschland. Während der Aktion stehen immer weitere fleißige Hände „zur Verfügung“. Mittags überrascht uns wieder ein heftiger Tropenregen. Diese Situation nutzen einige für eine ausgiebige Dusche unter der defekten Dachrinne. Binnen kurzer Zeit sind alle Naturwege wieder geflutet, so dass leider zum dritten Mal der Spaziergang zur Erkundung der näheren Umgebung ausfallen muss. Die Zeit wird knapp. Die letzte Woche unseres Aufenthaltes beginnt morgen. Hoffentlich haben wir noch Gelegenheit dazu, das nachzuholen.

Einige Mitschüler nutzen auch mal ein wenig Zeit, um das alles hier in Ruhe zu „verdauen“. Die vielen neuen ungewohnten Eindrücke verlangen uns schon einiges ab.

Am Abend tauschen wir uns mit unseren beiden Lehrkräften darüber aus, welche Veränderungen hier in der Schule seit Projektbeginn 2013 stattgefunden haben, denn Frau Gleim betreut das Projekt zum siebten Mal, Frau Metz-Stoltefuß zum dritten Mal, sodass beide bestens Bescheid wissen. Besonders auffällig ist z.B., viel weniger E-Waste an den Straßen, viele neue internationale Hotels im Großraum Accra, seit sechs Monaten Anschluss der Schule an die öffentliche Wasserleitung, was eine wesentliche sicherere Versorgung mit Wasser bedeutet. Ist der Tank auf der Dachterrasse mal leer, muss nur die Pumpe angestellt werden. Böse Überraschungen erfolgen hier also nicht. Auch der Stromausfall reduziert sich auf wenige kurze Zeitabschnitte. (Leider immer dann, wenn gerade eine Backaktion stattfindet.) Die Mahlzeiten für die Schüler können inzwischen auf mobilen Gaskochern in der Küche zubereitet werden, während bis vor zwei Jahren das Kochen im Freien auf Holzkohle erfolgte. Der bauliche Endzustand ist mit Inbetriebnahme der Schulküche, der Kantine und der Werkstatt mittlerweile erreicht und ist nicht mehr zu vergleichen mit der Situation 2013. Eine flächenmäßige Erweiterung ist aufgrund der engen Bebauung im Viertel nicht möglich, lediglich eine Aufstockung in die Höhe hat Raum gegeben.

 Seit dem vergangenen Jahr sind auch einige Neuerungen in der Schule eingetreten:

  • Morning Assembly nur montags auf dem Hof, ansonsten in den Klassen (früher jeden Morgen auf dem Hof)
  • Freitags 14 Uhr statt 15 Uhr Schulschluss
  • Montag bis Donnerstag ab 14:10 Uhr Neigungsschwerpunkte für alle Klassen
  • Dreimal pro Woche Workshoparbeit mit einem Lehrer von Tema Technical Institut
  • Gruppentische in einigen Klassen und vieles andere

Während des Gesprächs basteln wir Sockentheaterpuppen und Weihnachtssterne aus Butterbrottüten, denn Weihnachten steht auch hier bald vor der Tür. Prototypen müssen zur Veranschaulichung erstellt werden. Morgen und übermorgen werden diese Projekte in den Klassen drei bzw. sechs durchgeführt.

 

Verfasser: Niklas Brenner



Tag 16: Samstag, 26.10.2019

 

Geplante Abfahrt: 8:00 Uhr mit dem angemieteten Bus zum Volta-Stausee zur Dammbesichtigung in Akosombo. Somit beginnt das Frühstück heute erst um 7:00 Uhr (Yeah, eine halbe Stunde länger schlafen!). Pünktlich versammeln wir uns vor der Schule, um auf den Bus zu warten, der mal wieder zu spät ist. Von deutscher Pünktlichkeit ist hier keine Spur. Im Schulhof versammeln sich derweil etliche Hochzeitsgäste. Viele Lehrer der Schule sind eingeladen, dementsprechend sehen wir sie in sehr hübschen Kleidern und Anzügen. Frau Gleim nutzt die Gelegenheit, um einige Fotos zu machen.

Auf unserer heutigen Tour begleiten uns Bright (Geschichtslehrer der Schule) und zwei Schüler, ein dritter Schüler ist kurzfristig erkrankt und kann aus diesem Grund leider nicht teilnehmen.

Nach 30 Minuten Verspätung beginnt nun endlich die Fahrt. Auf dem Weg dorthin können wir einen „Clan“ von Baboons (Paviane) beobachten, die am Straßenrand sitzen und gierig auf Nahrung warten. Unser erstes Ziel ist Cedi Beads Industry. Cedi Beads ist ein Unternehmen, das, wie der Name schon aussagt, Perlen in Handarbeit herstellt. Die Produktion ist aufwendig, die Perlen bestehen aus Altglas, welches in Glaspulver zermahlen wird, alles Handarbeit. Dieses Glaspulver wird danach in Lehmformen gefüllt, wodurch die Gestalt der Perlen vorgegeben wird. Diese Formen werden nun in den selbstgebauten Ofen aus Termitenerde gegeben. Mit einem Holzfeuer wird eine Temperatur von 800 Grad im Ofen erreicht, damit der Schmelzprozess des Glaspulvers zügig stattfindet. Nachdem die Grundform der Perle fertig ist, wird diese von Hand bemalt und in der Sonne getrocknet. Zum Schluss werden die Kunststücke mit feuchtem Sand 15 Minuten poliert, damit eine glänzende Oberfläche entsteht. Nach diesen Schritten werden die Perlen zu Armbändern, Ketten, usw. verarbeitet. Endstation der interessanten Besichtigung: der Shop mit einer Vielzahl von farbenprächtigen Produkten. Reicht unsere individuelle Reisekasse?

In Akosombo am Damm angekommen, erhalten wir eine sehr informative Führung. Der Bau des Dammes dauerte von 1961-1966 und war ein Projekt des ersten Präsidenten von Ghana. Anlass des Baues war, dem Unternehmen „VALCO“ die Herstellung von Aluminium zu ermöglichen. Früher hatte die Anlage nur vier Turbinen, im Jahr 1971 wurden dann zwei weitere hinzugefügt, da mehr Strom benötigt wurde. Die sechs Turbinen produzieren zusammen 1020 Mega Watt, welche sofort ins Stromnetz weitergeleitet werden, da es keine Speichermöglichkeit gibt. Je nach Strombedarf wird eine entsprechende Anzahl von Turbinen in Betrieb genommen. Samstagmittag sind lediglich drei Turbinen im Einsatz. Viele Betriebe arbeiten samstags nicht und es finden Hochzeiten und Beerdigungen statt, weshalb sich der Stromverbrauch erheblich gegenüber Werktagen reduziert. Die Gesellschaft des Voltadammes erzeugt lediglich den Strom, die Verteilung des Stroms untersteht einem anderen Unternehmen. Aktuell werden Ghana, Teile von Togo, Benin, Burkina Faso und die Elfenbeinküste mit Strom des Voltakraftwerks versorgt.

Für die Inbetriebnahme des Damms wurden rund 80.000 Menschen aus circa 740 Dörfern umgesiedelt.  Die gesamte Oberfläche des Dammes beträgt 8.502km² (also circa siebenfach so groß wie unser heimisches Siegen – Wittgenstein) - damit ist er mit seiner Oberfläche der drittgrößte künstliche See der Welt – welcher sich 400 Kilometer nach Norden ausbreitet. Die Staumauer ist circa 114 Meter hoch, 660 Meter lang und wurde in 3 Schichten erbaut. Diese setzen sich aus Stein, Sand und Ton zusammen. Die natürlichen Materialien wurden in unmittelbarer Nähe abgebaut und können bei eventuellen Schäden sofort zur Reparatur genutzt werden.

Der Voltasee speist sich durch Regenfälle im Norden Ghanas bzw. aus Burkina Faso und füllt sich durch den Weißen Volta und den Schwarzen Volta Fluss.

Im Anschluss fahren wir zum Volta-Fluss, um gemeinsam bei einem schönen Ausblick aufs Wasser unser „Lunch“ im Afrikiko-Restaurant einzunehmen. Danach starten wir zu einer Bootstour, die uns an den Fuß des Damms führt, den wir vorher von der Krone aus gesehen haben. Ein besonderes Erlebnis für unsere ghanaischen Freunde, da sie zum ersten Mal ein Boot betreten. Eine Schülerin hat etwas Angst, sie verdient deshalb viel moralische Unterstützung, da es sie sehr viel Überwindung kostet.

Auf der Bootstour sehen wir viele kleine Fischerboote und einzelne Fischerdörfer. Besonders erstaunt uns das Urtümliche der Dörfer. Diese bestehen größtenteils aus einzelnen Lehmhütten, in denen die Menschen wohnen. Sie leben dort unter sehr einfachen Bedingungen, was für uns unvorstellbar ist, und gehen außerdem fast nur der Fischerei nach, wodurch sie sich selbst versorgen und ggf. ein Einkommen erzielen. Bei uns hinterlässt diese Tour wieder neue bleibende Eindrücke.

Das, was wir hier sehen und erleben, bringt manchen von uns fast an seine Grenze. Ich bin sicher, dass das alles unsere Persönlichkeit stärken und unser Handeln und Denken nachhaltig beeinflussen wird.

 

 

Verfasser: Kevin Joel Katz



Tag 15: Freitag, 25.10.2019

 

Heute steht um 08:00 Uhr eine erneute Betriebsbesichtigung in einem anderen Recycling Unternehmen in Accra an „Integrated Recycling and Compost Plant“ oder kurz genannt „IRECOP“. Kevin, Aysel und Felix bleiben heute in der Schule und beschäftigen sich mit den Schülern. Auf dem Weg zum Bus kommen wir an unserem Wandbild vorbei, welches gerade noch seinen letzten Feinschliff bekommt. So wie schon gestern zu erkennen war, sind wir doch sehr begeistert, wie gut unsere Vorstellung von dem bekannten „Master of Desaster“ umgesetzt worden ist. Diese geplante Abfahrtszeit verschiebt sich um eine halbe Stunde, da der Schulbus noch im Einsatz ist, was uns gestern eigentlich schon klar war. Heute fahren wir mit zwei Bussen, einer reicht nicht für uns und die ausgewählten Schülerinnen und Schüler aus den Klassen 7-9. Nach einer längeren Fahrt aufgrund des Verkehrs kommen wir um kurz vor 10:00 Uhr bei „IRECOP“ an. Trotz des angekündigten und gestern nochmals bestätigten Besuchs wird uns unerwartet gesagt, dass die Führung erst um 12:00 Uhr stattfinden könne, da die Mitarbeiter der Firma dort zurzeit eine Sicherheits-Fortbildung durchführen. Wir wollen nicht in sengender Hitze zwei Stunden vor dem Tor warten und hoffen somit auf eine spontane Lösung, für die sich Kuffour und Bright mit den Mitarbeitern stark machen. Tatsächlich hat sich die Verhandlung gelohnt: Wir dürfen endlich auf das Gelände fahren. Schon bei der Einfahrt auf das Grundstück stinkt es sehr streng. Die meisten von uns halten sich deswegen die Nase schnell zu. Egal, wohin man sieht, überall liegen Berge von Müll, was nicht nur mich sehr schockiert. Beim Ausstieg aus dem Bus bekommen wir von Mitarbeitern der Unternehmen Mundschutzmasken, Warnwesten und Schutzhelme ausgeteilt. Doch reichen die Warnwesten und die Helme erst einmal nur für eine Busgruppe.  Der Guide, der uns durch das Unternehmen führt, hat noch drei weitere Mitarbeiter in Begleitung. Dabei filmen sie die Führung mit mehreren Handys.

Als erstes wird uns erklärt, dass es Müllsorten gibt, die recyclebar sind, während manche Müllsorten nicht verarbeitet werden können. Dann stehen wir vor einer Waage, auf der die Müllfahrzeuge gewogen werden, denn die Müllsammler müssen nach Gewicht für die Entsorgung zahlen. Sie kassieren im Vorfeld von ihren Kunden eine Müllgebühr. Die stadtnahe Entsorgungsanlage ermöglich ihnen eine viermalige Anfahrt am Tag, da weite Wege ins Umland eingespart werden. Heute hat sich aufgrund der Betriebsunterbrechung eine endlose Schlange von Dreirädern vollbeladen mit Müll, gebildet. Nach dem Wiegen wird der Müll abgeladen und wir werden zur Halle der Weiterverarbeitung geleitet. Auf dem Weg dorthin halte ich mir die Hand vor die Maske, da ich merke, dass mir der Geruch des Mülls trotz Maske in die Nase steigt und somit Übelkeit verursacht, dazu scheint die Sonne heute gefühlt stärker als an den vorherigen Tagen. In der Halle angekommen, wird uns der Verarbeitungsprozess erklärt. Der angelieferte Mischmüll wird in verschiedenen Stufen manuell und maschinell sortiert, zerkleinert, nochmals sortiert, so dass einerseits reiner Kompost entsteht, aus dem sortenrein Plastikteile und Metall aussortiert sind. Das Resultat, der Kompost, wird anschließend drei Wochen gelagert und von einem unabhängigen Labor auf verschiedene Parameter, z.B. pH Wert analysiert. Erst nach einer Freigabe darf der Kompost verkauft werden. Zur Anreicherung wird u.U. noch Hühnermist beigefügt. Die aussortierten Müllreste werden an Recycling Stellen verkauft, die z.B. den Plastikmüll weiterverarbeiten. Über diese Recyclingtechniken verfügt Ghana leider nicht, so dass der Müll nach Singapur verschifft wird, um dort zu Stühlen oder Dieseltreibstoff weiterverarbeitet zu werden. Somit wird nichts hier im Unternehmen verschwendet, sondern alles recycelt. Sehr beeindruckend! Zum Abschluss teilt uns der Guide mit, dass das Unternehmen überall im Land weitere Standorte eröffnen möchte, auch in Ashaiman, d.h. in Schulnähe. Um 11:30 Uhr fährt unser Bus wieder zurück zur Schule, während sich Frau Gleim und Frau Metz-Stoltefuß mit Niklas S. und Kuffour auf den Weg zum Crafts-Markt in Accra machen, um einige fehlende Teile für die WannaBuy-Bestellung abzuholen. Alle guten Dinge sind drei: Auch diese Tour endet wieder mit einer Taxifahrt zurück von Accra zur Schule, denn der Autopannenteufel schlägt erneut zu. Unsere Rückfahrt ist vor allem heiß und kommt uns sehr lang vor.  Diese Fahrt wird musikalisch wieder durch Gesang kurzweilig gestaltet. Gegen ca. 13:40 Uhr kommen wir in der Schule an.

Während unseres Ausfluges zu „IRECOP“ beschäftigen sich Aysel, Kevin und Felix in der Schule mit den Schülern, denn heute ist Freitag und Freitag bedeutet: Sporttag. Heute werden mit allen Schülern verschiedene Sportarten gespielt. Kevin bereitet Teig für Donuts vor, backt diese und Aysel verteilt die Produkte. Als wir ankommen, geht’s sofort weiter. Isabelle verteilt nach der tagesabschließenden Assembly die von der 4. Klasse bemalten Taschen an die Schüler. Währenddessen nehmen Niklas B., Irena, Lorena und ich uns Besen, Kehrblech und Putzeimer mit in den IT-Raum. Dieser muss jetzt noch geputzt und wieder eingerichtet werden. Die selbstgebauten Podeste für die Computer passen perfekt unter die Tische.

Da morgen hier im Haus eine Hochzeit stattfindet, werden die Schüler früher nach Hause geschickt, denn auf dem Schulhof finden einige Hochzeitsvorbereitungen statt. Somit fallen Nachmittagsaktivitäten leider den Festivitäten zum Opfer.

 

Verfasser: Julia Schulina



Tag 14: Donnerstag, 24.10.2019

 

Der Tag beginnt mit besonderer Aufregung. Denn heute kündigt sich „Master of Desaster“ an. Er verwirklicht schon seit 2013 jährlich die Motive der jeweiligen Gruppen und bringt diese in nahezu perfekter Weise auf eine der noch freien Stellen der Schulwände.

So ist es heute nun seine Aufgabe, unser Wandbild zu erstellen, welches wir gemeinsam innerhalb der letzten Tage skizziert haben. Schon am vergangenen Abend hat er uns besucht, um unser Vorhaben zu besprechen; der Umsetzung unserer Planung steht nichts im Wege. Nicht zu vergessen, eine erste Anzahlung von 230 Cedi, die er verlangt, um die Farbe kaufen zu können. Ohne Vorauszahlung läuft hier gar nichts.

Heute steht für uns alle ein strammes Programm an, denn der „Boy des Artists“ wird parallel den IT-Raum streichen, den wir dafür natürlich optimal vorbereiten. Zuerst werden die Stühle zusammengestellt, Tische in der Mitte des Raums gestapelt und alle IT-Geräte und Kabel in Kuffours Büro gesichert. Der Serverschrank ist mit Abdeckfolie geschützt.

Als Master of Desaster mit seinem Team um 11.30 Uhr, mit einer Verspätung von 3 Stunden (normal bei ihm) und nun endlich allen benötigten Materialien, bereit ist anzufangen, verfolgen nicht nur wir, sondern auch viele der Schüler des WEC den ersten Pinselstrich.

In der ersten Runde des Zahnprojekts in der lower- und upper Nursery springt heute Kevin für mich ein, gemeinsam mit Lorena und Julia, da ich noch letzte Absprachen mit dem Artisten tätige.

Währenddessen probieren sich Irena, Frau Metz-Stoltefuß und Frau Gleim an weiteren Backrezepten nach den leider missglückten Muffins. Somit wird heute bei gefühlten 35 Grad auf unserer Terrasse die Weihnachtssaison eröffnet, da fleißig Plätzchenteig erstellt und anschließend ausgestochen und drei Etagen tiefer auf kleinen Blechen gebacken wird. Zum Glück sind wir „treppentauglich“. Zu unserer Freude macht uns der Backofen heute keinen Strich durch die Rechnung und so können jeweils vor und nach unserem kleinen Mittagssnack, der aus köstlicher Melone und Bananen besteht, einige Fuhren fertiggestellt werden. Unsere Plätzchen reichen für die Nursery, Kindergarten 1+2 sowie Klasse 1.

Nach der zweiten Runde Zähneputzen im Kindergarten bereiten wir alles für das Bemalen der Stofftaschen vor. Wir sortieren Textilstifte, schneiden Karton zum Schutz der Stofftaschen und stellen  weitere Farben und Pinsel zusammen. Zunächst ist die Aktion parallel in den Klasse 3 und 4 geplant. Jedoch führen wir es heute nur in Klasse 4 durch, um ein mögliches Chaos zu vermeiden. Nach kurzer Anweisung liegen auf den Tischen nach nur wenigen Minuten wunderschöne kunterbunte bemalte Stofftaschen. Besonders erfreut es mich, dass die von mir gebastelten Schablonen mit dem gewünschten Erfolg angewendet werden und die Schüler große Freude daran haben.

Die Nachmittagsaktivitäten spielen sich heute wieder auf dem Schulhof des WEC ab. Von Tischtennis über Volleyball bis hin zu Klatschspielen ist alles dabei. Die Kinder, die nicht spielen, suchen unsere Nähe und kuscheln.

Gestern haben wir in der Vocational School ein Donut Eisen im Einsatz gesehen. Wir sind von den Ergebnissen so begeistert, dass wir auf der Rückfahrt sofort einen solches gekauft haben. Innerhalb von vier Minuten kann man mit dem Eisen 12 Mini-Donuts herstellen. Heute setzen wir dies direkt in die Tat um. Dies übernehmen wieder unsere fleißigen Bäckerinnen Frau Metz-Stoltefuß und Irena. Schon nach den ersten Durchläufen stellt sich diese Investition als voller Erfolg heraus und so können die Backergebnisse anschließend an die Schüler auf dem Schulhof verteilt werden, die von den kleinen Köstlichkeiten gar nicht genug bekommen.

In der Zwischenzeit verfolgen wir immer wieder gespannt die Fortschritte des „Master of Desaster“, der seinem Namen wieder alle Ehre macht. Chaos pur- aber das noch nicht vollständige Resultat des heutigen Tages spricht für sich. Großartig! Die Hälfte seines Lohnes fordert er sofort ein.

Um 18:30 Uhr beendet er seine Arbeit für den heutigen Tag und wir sind sehr geschafft, aber vor allem sehr zufrieden, wenn wir auf die vielen erfolgreich umgesetzten Projekte zurückblicken, die auf unserer Terrasse im Wind flatternden Stofftaschen führen uns dies vor Augen.

 

Verfasser: Isabelle Rödder



Tag 13: Mittwoch,  23.10.2019

 

Um 7:30 beginnt der „Worship“ (Von einer Person als „Waschstunde“ verstanden.). Wir tanzen, singen und beten mit den Kindern, begleitet von lauten Trommeln. Kuffour teilt uns den bestehenden Sportgruppen zu, mit denen wir nächste Woche Mittwoch und Donnerstag, beim Sportfest zusammen spielen werden. Die Gruppen heißen: Marigold (Ringelblume), Lily (Lilie), Hibiscus (Hibiskus) und Emerald (Smaragd). Nach dem „Worship“ fahren die 25 „home oeconomic“ Schülerinnen und Schüler der Klassen 8 und 9, Niklas S. und ich mit Frau Gleim, Kuffour und Esther zur „Pentecost Vocational School“, vergleichbar mit einer Berufsschule, in der jedoch auch die praktische Ausbildung stattfindet. Gegründet wurde diese Schule 1998 zunächst für „gestrandete“ Mädchen, um ihnen eine Ausbildung zu ermöglichen. Mittlerweile ist es eine reguläre „Vocational School“ mit den Ausbildungsbereichen, Elektronik für Mädchen, Kosmetik, Schneiderei sowie Catering. Die Schule befindet sich in der Trägerschaft der Pentecost Kirche.

Auf dem großzügigen Gelände befinden sich eine überdimensionierte Kirche sowie ein im Bau befindliches Wohngebäude für die Schülerinnen.

Als erstes besuchen wir die Elektronikabteilung. Diese wurde vor drei Jahren durch die KfW finanziert und von Samsung eingerichtet. Darüber hinaus wurden die Schulkosten für den ersten Jahrgang übernommen. Hier sollten Mädchen ausgebildet werden.  Der erste Jahrgang hat dieses Jahr die dreijährige Ausbildung absolviert. Derzeit sind nur vier Jungen in der Ausbildung mangels weiblicher Auszubildender. Zwei treffen wir an, sie bauen gerade „Musikamplifier“ und führen uns diese auch lautstark vor. Unsere Schüler finden das sehr interessant.

Eine solche Ausbildung muss man sich leisten können, denn die Schulkosten betragen 1041 Cedi (178 Euro) pro Quartal. Das kann sich die Mehrheit der Ghanaer leider nicht leisten.

Im Nähzimmer wird gerade die zweite Klasse unterrichtet. Jede Schülerin arbeitet an einem individuellen Kleidungsstück. Pro Quartal werden 4-5 unterschiedliche Exemplare genäht. Um die Arbeiten den Schülerinnen zuordnen zu können, hat jeder einen individuellen Stoff. Die Materialkosten sind in der Schulgebühr enthalten. Unsere Schüler sind begeistert und dürfen auch nähen, was ihnen viel Freude bereitet.

„Cosmetologyroom“: Dort lernen die Schülerinnen Frisuren zu kreieren, ein Gesicht zu pflegen und die Schminktechniken. Das Interesse ist groß, demzufolge werden viel Fragen gestellt. Die Schülerinnen der Klasse antworten sehr freundlich und aufgeschlossen.

Den Abschluss des Rundganges bildet die Küche. Mehrere Schülerinnen sind mit Backprozessen beschäftigt, eine von ihnen verziert mit kleinen Rosetten eine zuvor gebackene Torte als Fußballfeld. Eine zeitaufwendige Arbeit. Andere backen Donats und rühren weiteren Teig an. Eine Schülerin ist taub, aber dennoch gut integriert.  In einem anderen Bereich der Küche warten die Lehrerin und zwei Schülerinnen auf unsere Mithilfe. Sie haben ein Yamspüree vorbereitet, das nun zu frittierten Yamsbällchen weiterverarbeitet werden soll. Alle Schritte werden ausführlich erklärt und viele müssen zupacken. Zum Abschluss wird noch ein Brötchenteig zubereitet, der gut geknetet werden muss. Leider „läuft uns die Zeit davon“, sodass wir an dieser Stelle abbrechen müssen, denn der Rückweg nimmt mindestens 1 ½ Stunden in Anspruch und der Bus muss zum Schulende um 15:00 Uhr wieder vor dem WEC stehen. Am Ende erklärt die Lehrerin noch das Übungsrestaurant und den Barbereich. Zu unserer Freude bekommt jeder eine gefüllte Teigtasche und einen Yamsball sowie Ananassaft, damit Hunger und Durst auf der Rückfahrt ein wenig gestillt werden können.

Auf dem Weg zurück in die Schule schlafen fast alle Schüler, weil es heute sehr warm ist und der Rundgang sehr anstrengend war, aber dennoch sehr interessant.

Die daheimgebliebenen ghanaischen Schülerinnen und Schüler dieser Klassen bauen, aus dem gestern gelieferten Holz, die Unterbauten für die Computer vor dem „Workshop“ und der Klasse 7. Erstaunlich, wie geschickt die Mädchen und Jungen in kürzester Zeit diese Sockel herstellen. Von Langeweile oder Unmut ist hier absolut keine Spur. Davon können wir uns eine dicke Scheibe abschneiden. Die Gestaltung des IT Raums macht Fortschritte.

In der Zwischenzeit setzen Lorena, Julia und Isabelle das Zahnprojekt fort. Das Zähneputzen soll für die Kinder zur täglichen Routine und auch nach unserem Aufenthalt hoffentlich so weitergeführt  werden.

Aysel backt „Cookies“ mit Frau Metz-Stoltefuß. Eine schon etwas ungewöhnliche Arbeit bei den Temperaturen. Diese Backaktion ist erfolgreicher als die Muffinaktion. Der Backofen hat nur Unterhitze, daher dauert der Backvorgang extrem lange und die Muffins werden nicht richtig gar.  Die Plätzchen finden nachmittags reißenden Absatz bei den ghanaischen Schülern.

Ein weiteres Projekt stellt unsere Bucheinbindungsaktion mit typisch ghanaischen Stoffen dar. Kostenlos erhaltene Terminplaner von 2019 sollen als Freundschaftsbücher genutzt werden. Diese filigrane Arbeit stellt die Schüler der Klasse 7 zunächst vor Probleme, die aber nach kurzer Zeit durch unsere Mithilfe gemeistert werden. Hocherfreut sind sie am Ende darüber, dass sie das kreative Werk nun ihr Eigen nennen können.

Isabelle bereitet die morgige Malaktion auf Baumwolltaschen vor. Sie hat Schablonen geschnitten, mit deren Hilfe sie einige Mustertaschen bemalt.

Um 15:00 Uhr essen wir zu Abend. Sofort danach fahren Felix, Kevin und ich mit den Schülern zu Don Bosco, um dort Fußball und Volleyball zu spielen. Auf dem Heimweg singen die Kinder wieder und reißen uns mit. Die Atmosphäre ist sehr gut.

In der Kantine führen Lorena, Julia, Niklas S. das Bügelperlenprojekt fort, was sehr großen Anklang findet und kreative Ergebnisse erbringt. Parallel dazu laufen auf dem Schulhof etliche sportliche Aktivitäten.

Es geht wieder ein eindrucks- und erfolgreicher Tag zur Neige!

 

Verfasser: Irena Nue 



Tag 12: Dienstag, 22.10.2019

 

Um 9:00 Uhr begeben sich Niklas S., Irena und ich gemeinsam mit 25 Schülern und zwei Lehrern auf den Weg zu einer Plastikrecycling Firma namens „Netplast“. Diese Betriebsbesichtigung soll vor allem den ghanaischen Schülern das Recyceln von Plastikabfall näherbringen, da besonders hier die Müllverwertung bekanntlich ein großes Problem darstellt. Die Busfahrt beginnt mit einem kurzen Gebet der ghanaischen Schüler und Schülerinnen. Nach ca. 20 Minuten erreichen wir das Unternehmen und teilen uns in drei Gruppen mit jeweils 10 Personen auf. Geführt werden wir von einem Tourguide, der für die Security von Netplast zuständig ist. Auf dem Firmengelände sehen wir ein Endprodukt von Netplast, ein fliesenähnlicher Stein, der zum Hausbau oder als Bodenbelag genutzt werden kann. Bei einer Temperatur von mehr als 30°C in der Produktionshalle geraten wir fast an unsere Grenze.


Genutzt wird ausschließlich Altplastik, z.B. Plastikflaschen oder Verpackungen. Dieses Plastik gelangt auf zwei verschiedene Arten zu dem Unternehmen. Die erste Möglichkeit ist durch Sammler, die gegen Bezahlung Plastik einsammeln. Die zweite Möglichkeit ist, dass große Firmen, wie Nestle, Säcke mit bereits geschreddertem Plastik Netplast zukommen lassen.
Das zerkleinerte Plastik wird im nächsten Schritt von zwei Personen mit einem großen Sieb gefiltert und mit Sand in der gewünschten Mixtur vermischt.
Netplast benutzt verschiedene Arten von Plastik, um den Schmelzpunkt gut kontrollieren zu können. Die Steine werden bei einer Temperatur von 200-400°C aus einem Plastik-Sand-Gemisch im Verhältnis 60/40 hergestellt. Dieser Prozess findet in einer ca. drei Meter langen Maschinenstraße statt, die von jeweils einem Arbeiter mit Atemmaske bedient wird. Auch wir bekommen eine Atem-maske beim Betreten der Fertigungshalle ausgehändigt.
Die 200°C heiße Plastikpaste wird im Anschluss auf genau sechs Kilogramm abgewogen und in die Gussform einer Hydraulikpresse gelegt. Um diese Masse abzuhärten, wird sie in einen sogenannten „cooler“ gelegt, eine Wanne mit Wasser. Zu guter Letzt werden überschüssige Reste des Steines mit einer Machete abgetrennt - fertig ist der recycelte „Plastikstein“.


Um ca. 11:30 endet die Betriebsbesichtigung und wir begeben uns wieder in Richtung Schule.
Dort hat derzeit Isabelle Schablonen für Stofftaschen vorbereitet, die im Laufe der Woche gemeinsam mit Schülern und Schülerinnen designt werden. Aysel, Isabelle, Lorena und Julia führen unser Zahnputzprojekt in der lower- und upper Nursery und im Kindergarten 1&2 durch, was bis zum Nachmittag dauert. Währenddessen reinigt Niklas B. alle Computer in dem IT-Raum.
Die letzten zwei Schulstunden verbringe ich in der siebten und achten Klasse. Ich informiere die Schüler über die derzeitige Borkenkäferplage in Deutschland und beantworte einige Fragen über die deutschen Wälder und deren Probleme. Man mag sich zwar fragen, warum sich ghanaische Schüler für den Borkenkäfer interessieren, aber dieses Thema hat sich aus meinen Berichten in der Klasse über Deutschland ergeben, sodass die Schüler darüber weitere Informationen haben wollen.
Nach Schulschluss servieren Irena, Kevin und Frau Metz-Stoltefuß frisch gebackene Muffins für die Schüler. Jedoch stellt der Ofen unsere „Bäcker“ auf eine schwere Probe, da die Muffins, trotz doppelter Backzeit, immer noch nicht den gewünschten Backerfolg zeigen.


Um 15:30 geht es für Aysel, mich und ca. 25 Schülerinnen mit dem Bus zu „Don Bosco“, einer nahegelegenen Schule, die über einen großen Sportplatz verfügt. Heute kommen ausschließlich Schülerinnen mit uns, da die Sportausflüge geschlechterspezifisch getrennt stattfinden. Vor Ort teilen wir uns in Gruppen „Basketball“ und „Fußball“ auf, in denen wir in den nächsten zwei Stunden spielen und mächtig schwitzen. Ausgepowert steht uns dann eine 30-minütige Rückfahrt bevor; wie sich herausstellt, die beste meines Lebens. Während der gesamten Fahrt herrscht eine super Stimmung in dem Bus mit lautem ghanaischen Gesang. Selbst außerhalb des kleinen Busses ist dieser zu hören. Ich muss mir mehr als einmal meine Freudentränen verkneifen, da diese Busfahrt solch große Emotionen in mir weckt, die definitiv in meiner Erinnerung bleiben wird.


Glücklicherweise ist heute mein „Duschtag“. Da der Staub des Sportplatzes meine Hautfarbe schon deutlich verdunkelt hat, freue ich mich auch wirklich sehr, endlich wieder Wasser und Seife auf meiner Haut zu spüren.


Last but not least wird uns allen gegen 19 Uhr klar, dass heute „Halbzeit“ ist und nur noch 12 Tage vor uns liegen. Dementsprechend teilen wir nacheinander unsere bisherigen Eindrücke und Erlebnisse miteinander.


So geht die erste Hälfte unseres Ghanatrips zu Ende. Mein bisheriges Fazit: jederzeit wieder!

 

 

Verfasser: Felix Sonsalla



Tag 11: Montag, 21.10.2019

 

Um 7:30 Uhr versammeln wir uns auf dem Schulhof, denn heute findet wieder die „Morning Assembly“ statt. Obwohl wir sie schon einmal gesehen haben, sind wir erneut begeistert und fasziniert, denn wir sind es nicht gewohnt, so musikalisch und motiviert in die Schulwoche zu starten.

Nach 25 Minuten sind alle Schüler in ihren Klassen, auf die wir uns jetzt aufteilen; heute steht wieder viel auf unserem Plan.

Julia, Isabelle und ich gehen noch einmal im Detail unser Zahnputzprojekt durch. Wir versuchen alles genau zu planen, denn das Zähneputzen soll den Kindern auch Spaß bereiten und nicht nur eine Pflichtübung sein. Um 10:30 Uhr beginnen wir mit dem Projekt in der Lower und Upper Nursery. Wir teilen uns in vier Gruppen auf und die Kinder können es kaum erwarten, unser Dinomodell namens KAI, das jetzt COI (Chewing, Outer, Inner surfaces) heißt, in Aktion zu sehen. Die Kinder wissen nun, sobald COI erscheint, heißt es Zähneputzen. In den vier Gruppen erklären wir jeweils an einem Zahnmodell das vorschriftmäßige Zähneputzen. Zuerst die Kauflächen in “Schrubb“- Bewegungen, die Außenflächen in Kreisbewegungen und die Innenseiten in „Motoradgas“- Bewegungen. Die Kinder hören sehr aufmerksam zu und können es kaum erwarten, selbst tätig zu werden. Jeder bekommt erst einmal die große Modellzahnbürste und darf das Zähneputzen an den Modellzähnen erproben. Damit die Kinder sich besser an die Reihenfolge erinnern können, haben die Erzieherinnen ein Zahnputzlied gesungen, welches uns jetzt immer noch in den Ohren klingt. In der Nursery wird viel mit Liedern und Musik gearbeitet, da die Kinder sich so am besten an alles erinnern können, wird uns von Sandra, der Kindergartenleiterin, erklärt.

Im Kindergarten eins und zwei läuft es ähnlich ab wie in der Nursery. Auch hier kommt COI sehr gut an.  Heute haben wir den Kindern die Grundlagen des Zähneputzens beigebracht, morgen können wir dann mit der eigentlichen „Putzaktion“beginnen.

Während wir dieses Projekt bearbeiten, fahren Frau Gleim und Frau Metz-Stoltefuß mit Kuffour nach Accra, um ein paar wichtige Einkäufe zu tätigen. Der Großeinkauf für WannaBuy muss auf dem Kunsthandwerkermarkt in Accra getätigt werden. Die Fahrt dorthin weist einige Komplikationen auf, denn das Auto des Schulleiters bleibt auf der stark befahrenen Straße nahe des Flughafens plötzlich „liegen“. Ich glaube, die Reaktion der anderen Autofahrer darauf kann sich nur der derjenige vorstellen, der die Verkehrssituation in Ghana kennt. Also muss ein Taxi herbei. 20 Ovare-Spiele, 100 Elefanten in verschiedenen Größen, Giraffen, Nashörner und, und, und. Die Einkaufsliste ist ellenlang. Aber so viel können die gut organisierten „Marktbetreiber“ gar nicht herbeischaffen. In mehr als 2 Stunden muss jedes Teil einzeln gesichtet werden. Letztlich sind sie aber sehr erfolgreich. Der Vorrat muss schließlich für die nächsten Jahre gesichert werden. Die Rückfahrt der beiden aus Accra gegen 14 Uhr erfolgt wieder per Taxi, denn Kuffours Auto bleibt erneut „liegen“.

 Sie versuchen auch, Klettverschlüsse zu bekommen, was sich als schwierig herausstellt, die Niklas B. für seine Arbeit benötigt, denn er beginnt heute damit, den IT- Raum komplett neu zu strukturieren. Dafür muss der IT- Raum grundlegend leergeräumt werden. Mit Hilfe eines IT-Lehrers wird der Serverschrank neu verkabelt. Damit die Organisation des Raumes optimaler erfolgen kann, bauen die ghanaischen Schüler für diesen Raum kleine Bänke, auf die dann die Computer gestellt werden sollen, damit diese vor dem Schmutz des Bodens geschützt sind. Alles Handarbeit.

Auch Felix hat heute wieder einen besonderen Tag, denn er darf heute für 4 Stunden in 4 verschiedenen Klassen Unterricht halten. Er berichtet über unsere Besichtigung der Kakaofarm am Freitag und zeigt zur Veranschaulichung eine Kakaofrucht. Die Kinder dürfen den Inhalt, eine Kakaofrucht, die Bohnen, probieren. Alle hören ihm sehr gespannt zu und freuen sich, dass sie den leckeren Inhalt der Kakaofrucht probieren dürfen.

Die „Muffinbackaktion“ am Nachmittag stellt auch schon wieder eine besondere Herausforderung dar, denn die Teigherstellung für 120 Muffins gelingt leider nicht so wie geplant. Trotzdem wird bis in den späten Nachmittag, sehr zur Freude der ghanaischen Schüler, gebacken. Auf dem Schulhof wird auch heute wieder bis zum Einbruch der Dunkelheit Fußball gespielt. Die Fußballtore sind im Einsatz.

 

Verfasserin: Lorena Contreras



Tag 10: Sonntag, 20.10.2019

 

Von Sonntagsruhe keine Spur, Grace hat uns für 07:00 Uhr zum Gottesdienst nach Tema eingeladen. Puh, welche Zeit…

Sie schafft den Termin nicht, die Küchenarbeit dauert länger als gedacht. Gegen 07:45 Uhr starten wir mit einem Trotro (15 Sitzer Bus). Gegen Ende des ersten Gottesdienstes treffen wir ein. Drei Gottesdienste werden an diesem Sonntag hintereinander angeboten. Die Kirche ist neu gebaut und vermittelt einen sehr modernen Eindruck. Lichteffekte untermalen den Gesang der Gemeinde. Die Predigt wird zusätzlich über zwei Bildschirme übertragen, ein dritter dient der Information der Besucher über die bevorstehenden Veranstaltungen sowie sozialen Projekten, die von der Kirche getragen werden.

Nach der Begrüßung vor der gesamten Gemeinde bringt uns ein Gemeindemitglied in einen separaten Raum zu einem Gespräch mit dem Pastor. Er erläutert uns kurz die Arbeit der Kirche. Die Predigt beinhaltet metaphorisch die Entwicklung der Raupe zum Schmetterling. Diese ist eingebettet in umfangreiche, lautstarke und mitreißende Gesänge.

Mit drei Taxen fahren wir wieder „nach Hause“, wo uns Frau Gleim empfängt und die freudige Nachricht überbringt, dass Frau Metz-Stoltefuß heute Abend unter uns sein wird.

Nach dem Lunch besprechen wir die Planung der Aktivitäten für die bevorstehende Woche. Unter anderem machen wir uns Gedanken über die Gestaltung des geplanten Wandbildes; wir entwerfen eine erste Idee. Die Arbeit im Storeroom wird beendet.  Julia, Lorena und Isabelle bereiten sich auf die Durchführung des Zahnprojektes im Kindergarten und der Nursery vor. Niklas B. hat „alle Hände voll zu tun“ mit der Reorganisation des IT Rooms.  Die mitgebrachten Fußballtore werden von Kevin und mir mit den Netzen versehen, damit diese morgen auf dem Schulhof einsatzbereit sind. Und schon ist die Zeit wieder vergangen bis zum Dinner. Bis dahin sind die Elektriker auch fertig und hinterlassen fünf Klassenräume mit einer zentimeterdicken Staubschicht. Kuffour hat seine Kollegen für morgen ab 06:00 Uhr zur Reinigung einbestellt, diese Arbeit ist jedoch bis 07:30 Uhr nicht zu schaffen. Vor diesem Hintergrund packen wir mit vereinten Kräften an. Der Staub ist extrem fein und hartnäckig. Mit zuvor gekauften „Putzlumpen“ und den ghanaischen „Reisbesen“ versuchen wir den Staub zu bändigen. Bis zur einbrechenden Dunkelheit um 18:00 Uhr verbleiben uns zwei Stunden. Am Ende sieht man einen deutlichen Erfolg, wenn auch noch nicht perfekt saubere Räume. Den Rest müssen die Lehrer und Schüler mit vereinten Kräften morgen früh schaffen. Wir sind um 18:00 Uhr fix und fertig und freuen uns ein paar Stunden auf der luftigen Terrasse zum Ausklang des Tages verbringen zu können. Der Wind wird hoffentlich unsere Staubschicht wegblasen, denn nach Plan dürfen nur drei Personen duschen.

 

Verfasserin: Aysel Leipold



Tag 9: Samstag, 19.10.2019

 

Ein Arbeitswochenende bricht an. Wir sind allein in der Schule, da auch hier samstags kein regulärer Unterricht stattfindet, und können uns verschiedenen Aufgaben widmen, die wir am Abend zuvor mit Kuffour besprochen haben. Um 07:30 Uhr hat sich der Elektriker angekündigt; er will mit drei Mitarbeitern und unserer Unterstützung die Klassenräume der Klassen 2-6 mit Stromleitungen versorgen. Mehr können wir finanziell im Moment aus den vorhandenen Spendenmitteln nicht leisten. Steckdosen, Ventilatoren, Lampen warten auf weitere Spender und folgen hoffentlich bald.

Felix unterstützt tatkräftig die Elektriker beim Einziehen der Kabel in vorhandene Leerrohre in den Decken. Eine weitere Mithilfe ist leider nicht möglich, denn der Boden der Klassenräume wird mit einer Flex aufgeschnitten, die Staubwolken sind nicht zu übersehen. Im Gegensatz zu uns, werden hier die Kabel (rot, blau, schwarz, grün/gelb) einzeln in Rohren verlegt.

Die Kollegen des WEC treffen nacheinander in einem festlichen Outfit in der Schule ein. Sie sind zu der Hochzeit eines Kollegen in Accra eingeladen. Gabriel (der Schulbusfahrer) fährt mit dem Schulbus alle dorthin.

Aysel und ich teilen die mitgebrachten Radiergummis, damit mehr Schüler diese nutzen können.

Frau Gleim, Julia und Kevin organisieren die gespendeten Materialien in die vorhandenen Materialboxen im Storeroom ein; dabei werden gleichzeitig die Boxen gereinigt, denn ein feiner roter Staub überzieht hier in kürzester Zeit alles. Derzeit ist es abends extrem windig. Die Fenster des Raumes bestehen aus waagerechten Glaslamellen, die zur Belüftung jeden Tag geöffnet werden... Einige Kisten werden erneuert, diese sind zerbrochen, andere ergänzt, denn Kuffour hat in weiser Voraussicht Stiftebestellungen für die nächsten Jahre vorgenommen. Niklas B. arbeitet im IT Raum und versucht, das derzeit vorhandene System zu verstehen. Der „Kabelsalat" bereitet ihm Probleme und der Kopierer stellt ihn vor die nächste Herausforderung. Das Gerät ist leider etwas älter, es fehlt ein USB Anschluss und das Touchpad ist defekt. Kreative Lösungen werden am Montag mit den IT-Kollegen besprochen.

Lorena und Irena erledigen die letzten Vorbereitungen für das Zahnputzprojekt im Kindergarten. Für die „Lower Nursery“ (Kinder unter zwei Jahren) müssen noch die Zahnputzbecher und Zahnbürsten vorbereitet werden. Auch diese müssen in „Curverboxen“ staubdicht verpackt werden.

Frau Metz-Stoltefuß wird in der Zwischenzeit im Krankenhaus zur Beobachtung „abgegeben“, wir hoffen auf Besserung.

Nach einer Woche vor Ort gehen einige „Wäschestücke zur Neige“, d.h. Handwäsche ist angesagt. Für uns ein Problem! „Frau Miele“ ist hier leider unbekannt.  Ardez (9 Jahre) und Nana (6 Jahre) kommen uns zur Hilfe und zeigen den richtigen Ablauf. Mit flinken Fingern ist die Arbeit gemeinsam schnell getan. Den Trocknungsprozess übernimmt der Wind in kurzer Zeit auf der Dachterrasse.

Am Abend gehen fast alle mit den Lehrern Richard und Albert in eine Lokalität „Downtown“, ca. 5 km entfernt, und verbringen dort ein paar Stunden in netter Atmosphäre (Eintritt: 10 GHC).

 

Verfasser: Niklas Stinn



Tag 8: Freitag, 18.10.19

 

Heute Morgen können wir uns alle, vor allem Christian, Naureen und Benedicta, glücklich schätzen. Wir dürfen bis 07:00 Uhr in großen Betten schlafen, haben einen Fernseher in jedem Zimmer und dürfen nochmals ausgiebig duschen. Unsere ghanaischen Freunde sind sichtlich erfreut über unseren Ausflug mit viel Komfort und Zeit zum gegenseitigen Kennenlernen. Christian und ich verbringen die Nacht in einem Zimmer. In dieser Zeit versuchen wir uns einige Wörter unserer Sprachen einander beizubringen: Twi und Deutsch. Das Mittagessen fällt heute aus und Dinner gibt es erst „zu später Stunde“ nach 17:00 Uhr im WEC, daher starten wir mit einem ausgiebigen Frühstück. Frau Gleim hat dafür eingekauft, denn das Angebot des „Serena Cottage“ ist sehr dürftig. Während des Frühstücks erreicht uns die Nachricht, dass es den beiden Patienten nicht besser geht und Kuffour mit Niklas S. ins Krankhaus fahren will, Frau Metz-Stoltefuß harrt noch aus.

Punkt eins auf dem Tagesprogramm: „Cocoa Research Institute of Ghana“. Hier erfahren wir alles über die Kakaofrucht vom Baum bis zum Verkauf der Bohnen. Der Bericht startet mit der Vorstellung der Ursorten aus Südamerika bis zur, in Ghana weiterentwickelten, Hybridsorte, die perfekte Bedingungen für die Farmer aufweist.  Zum Schluss der Vorstellung können wir alle die Endprodukte sehen, die aus der Kakaofrucht gewonnen werden, alle Teile werden verwendet. Von Schokolade und Kakaopulver bis hin zur Seife, Bodylotion, Gin, Wein, Viehfutter und Dünger wird alles aus der Kakaofrucht hergestellt. Im Anschluss fahren wir in die Plantagen. Erster Stopp an einer Strauchpflanze. Frage des Guides an Felix: „Um welche Frucht handelt es sich hier?“ Antwort: „Kakao, die Früchte wachsen noch.“ Es ist Kaffee, den viele morgens trinken, aber noch nie in der Natur gesehen haben. Eine Neuanpflanzung von Kakaopflanzen mit Plantains (Kochbananen) verdeutlicht uns die „Win-Win Situation“ für die Farmer. Die Plantains sind die Schattenpflanzen für die jungen Kakaopflanzen und begünstigen deren Wachstum, darüber hinaus stellen sie für die Farmer eine Einnahmequelle dar, während die Kakaobäume wachsen und noch keine Früchte tragen. Nächster Halt eine Kakaoplantage: die Bäume haben viele Früchte in unterschiedlichen Reifestadien, einige reife Kakaofrüchte werden gepflückt und für uns zur Verkostung aufgeschlagen. Die Bohnen sind von einer glitschigen Masse umgeben, die sehr süßlich und fruchtig schmeckt. Wenn man die Bohne zerbeißt, sieht man, dass diese noch nichts gemein hat mit dem uns bekannten Kakao, denn die Bohne ist lila. Weiterer Halt: die Verarbeitung. Geöffnet werden die Kakaofrüchte bislang per Hand von einer Vielzahl von Arbeitnehmern, eine „Kakaofruchtöffnungsmaschine“ ist im Hintergrund zu sehen. Es ist ein Testmodell, wird aber vielleicht in Zukunft eine Vielzahl von Arbeitnehmer ersetzen. Als nächster Schritt erfolgt die Fermentierung für sechs Tage in verschiedenen Verfahren. Wir sehen die „Box-Fermentation“. Hierbei werden unter den Boxen die Flüssigkeiten gewonnen, aus denen später Gin und Wein produziert wird. Nach der Fermentierung werden die Bohnen auf großen „Trocknungsbrettern“ ausgebreitet und für mehrere Tage an der Sonne „geröstet“. Jetzt stellt sich die uns bekannt braune Färbung ein. Die Bohnen schmecken nun auch schon nach herbem Kakao.

Die Führung endet im Shop, die Möglichkeit, die kennengelernten Produkte zu kaufen. „Shop till you drop“, die mitgebrachten Taschen reichen so gerade, jede Menge Kilos für den Rückflug.

Abrui „Carfts Market“ lautet unser nächstes Ziel. In einer Vielzahl von Geschäften werden   verschiedenste Holzfiguren, Gemälde und andere kunsthandwerkliche Gegenstände angeboten. Kaum angekommen überrascht uns ein heftiger Tropenregen, der fast alle Geschäftstätigkeiten zum Erliegen bringt. Wir verlängern die Shoppingtime und schaffen es dennoch nur ein Bruchteil der Geschäfte zu besuchen. Zurzeit gehen die Geschäfte schlecht, wir sind die einzigen Besucher des Marktes.

Der Heimweg bietet noch eine Überraschung. Der heftige Tropenregen hat einige Geröllmuren ausgelöst, so dass die doppelspurige Fahrbahn ins Tal unpassierbar ist, wir müssen als „Geisterfahrer“ eine der Gegenspuren nutzen. Ein Fahrzeug mit Warnblinkanlage bildet die Spitze, sehr gewöhnungsbedürftig ohne Polizeibegleitung. Es regnet auf der gesamten Rückfahrt „wie aus Eimern“. Gegen 16:30 Uhr sind wir wieder zu Hause angekommen. Eine gute Nachricht: Niklas S. fühlt sich ein wenig besser. Um 20:00 Uhr gehen Felix und Kevin „noch aus“, sie wollen in „ihre Bar“. „Slippery When Wet“….. das gilt für die Naturstraßen der Umgebung. Leider verlaufen sie sich, erreichen nach Umwegen „ihre Bar“, diese ist jedoch geschlossen. Warum nur??? Antwort: „Wenn es geregnet hat, gehen alle früh ins Bett.“ Sie haben Glück und finden für ein Bier eine, auch bei diesem Wetter, geöffnete Lokalität.

 

23:00 Uhr ist jedoch bei uns „Schicht im Schacht“, denn der nächste Tag beginnt um 06:00 Uhr.

 

Verfasser: Niklas Brenner



Tag 7: Donnerstag, 17.10.2019

 

Nach einer sehr warmen Nacht stehen wir um 6:00 Uhr auf, da wir heute zeitig aufbrechen wollen. Leider gibt es zum Frühstück eine schlechte Nachricht, Niklas S. und Frau Metz-Stoltefuß sind krank und können uns leider nicht begleiten. Sie wollen sich ausruhen, um hoffentlich morgen wieder fit zu sein. Heute hat Grace uns mit Avocados und Haferbrei zum Frühstück überrascht. Die Avocados sind hier sehr aromatisch und intensiver im Geschmack (nicht vergleichbar mit denen bei uns) und haben viele Nährstoffe und Vitamine, die wir gut gebrauchen können, da uns die Hitze viel Kraft abverlangt. Vor Abfahrt müssen wir unsere Schlafzelte zum Schutz vor Regen auf der Dachterrasse abbauen, da wir über Nacht in New Tafo bleiben und derzeit täglich Regenschauer vorhergesagt sind. Pünktlich steigen wir in den Bus und sind überrascht, dieser ist klimatisiert, welch ein Luxus, denn laut Wettervorhersage soll es sehr heiß werden. Heute begleiten uns: Christian, Benedicta und Naureen aus den Klassen 7 und 8.

Der erste Stopp ist im „Royal Botanical Garden“ Aburi. Ein Guide begrüßt uns sehr freundlich, es ist Maxwell aus dem letzten Jahr. Der Botanische Garten ist 130 Jahre alt und ein großer Touristenmagnet in Ghana. Zahlreiche Bäume und Pflanzen wurden anlässlich von Staatsbesuchen gepflanzt und stammen somit aus verschiedenen Regionen der Erde. Nicht alle fühlen sich hier heimisch und wachsen demzufolge nicht so üppig. Einzelne Bäume wirken sehr außergewöhnlich so zum Beispiel der „Ficus Elasticoides“ eine echte Attraktion. Der Baum wurde 1906 leider von einer Parasitenpflanze befallen, welche nur 30 Jahre benötigte, um den kompletten Baum zu zerstören. Zurückgeblieben ist lediglich die hohle Form des Stammes. Das Innere des Baumes kann man betreten und Mutige können den Baum innen erklimmen. Mehrere Bäume sind Opfer der Parasitenpflanzen. Diese Pflanzen wachsen aus der Krone des Baumes hinunter zur Wurzel, weshalb sie für eine Bekämpfung zu spät erkannt werden. Mitten im Park steht ein besonderes Baumkunstwerk: „Baum des Lebens“, dieser zeigt handgeschnitzt den Lebensweg eines Menschen und sagt aus, dass man seinem Weg treu bleiben soll, wenn man etwas erreichen möchte darf man niemals aufgeben. Felix ist besonders schockiert über den Müll im Park, selbst in Baumlöchern stecken Getränkedosen. Nach unserem 1 ½ stündigen sehr sonnigen Rundgang, nehmen wir kalte Erfrischungsgetränke mit auf den Weg nach Koforidua. Wir besuchen den donnerstags stattfindenden Perlenmarkt. Neben Glasperlenschmuck, der zum Teil vor Ort hergestellt wird, sind auch Antiquitäten im Angebot. Jeder von uns findet mehrere Schmuckstücke für sich, als Mitbringsel  und für unsere ghanaischen Freunde. Außerdem haben wir einen Einkauf für unseren Schülershop „WannaBuy“ erledigt. Im Anschluss steuern wir die dritte Station an: New Tafo  „Serena Cottage“ für die heutige Nacht. Dinner zur gewohnten Zeit (15:30 Uhr) auf dem Rastplatz „Linda Dor“, an einer wichtigen Süd-Nordstraßenverbindung des Landes. Vor allem die ghanaischen Schüler freuen sich sehr auf ihr erstes Essen in einem solchen Restaurant. Die Speisekarte bietet eine breite Palette ghanaischer Gerichte, aber auch für uns typisches Essen, wie Pizza und Pasta, zur Auswahl. Viele entscheiden sich für Pizza und Pasta, unsere ghanaischen Freunde, Aysel und Frau Gleim wählen traditionelle Gerichte. Das Essen ist köstlich, gewöhnungsbedürftig jedoch die gigantischen Portionen. Viele lassen sich deshalb ein „Doggy Bag“ packen, damit ist für den Lunch des morgigen Tages gesorgt. Gestärkt und zurück in der Unterkunft genießen alle eine ausgiebige Dusche, danach fühlen wir uns frisch und sauber. Im Anschluss lassen wir den Abend mit netten interkulturellen Gesprächen auf der Terrasse ausklingen.

Daa yie! (Schlaft schön!)

 

Verfasser: Kevin Joel Katz



Tag 6: Mittwoch, 16.10.2019

 

Es wird langsam zur Routine: 06:00 Uhr aufstehen und dann 06:30 Uhr auf zum leckeren Frühstück. Anschließend geht es runter auf den Schulhof des WEC. Gegen 08:00 Uhr beginnt heute der „Worship“, ein circa 45 Minuten langer Gottesdienst, der jeden Mittwoch auf dem Schulhof stattfindet. Dafür werden Tische und Bänke sowie Lautsprecher und ein Keyboard aufgestellt, zwei Mikrofone angeschlossen und Trommeln bereitgestellt. Die Instrumente werden von Schülern gespielt und der Gesang durch zwei gesangserfahrene Lehrer unterstützt. Fast 30 Minuten Gesang und Extase. Laute Gesänge und Tanzeinlagen der Lehrer und Schüler, wir alle werden einbezogen. Dies bereitet uns allen sehr viel Freude und fasziniert uns. Dann wird es ruhiger im worship, Lehrer Gottman übernimmt die Ansprache. Er lässt eine Schülerin eine Textstelle aus der Bibel vorlesen und leitet somit seine Predigt und sein anschließendes Gebet ein. Sein Appell: „pure hearts and clear hands“ . Mit dem abschließenden Gebet ist der Gottesdienst beendet und die Klassen gehen wieder in ihre Räume; wir bleiben jedoch wie angewurzelt stehen und verarbeiten diese nachhaltigen Eindrücke.
Für uns geht es unmittelbar danach mit ca. 50 Schülerinnen und Schülern des WEC, zwei Lehrern und Kuffour in zwei Bussen verteilt, zum Hafen in Tema. In unserem Bus fahren außer uns 14 ghanaische Schülerinnen und Schüler mit bei 20 Sitzplätzen insgesamt. Erstaunlich, wie viele Personen in einen Bus passen.  Auf der Fahrt singen wir zusammen den „Cup-Song“.  Auf dem Parkplatz der Hafenverwaltung angekommen, müssen wir eine kleine Weile warten. Währenddessen wir warten, werden wir alle von Frau Gleim mit Bananen versorgt, die sie von einer Straßenverkäuferin erwirbt. Diese sind sehr lecker. Dann erscheint eine weitere Verkäuferin, die gesalzene Eier mit Pfeffer-Zwiebelsauce verkauft. Hierfür werden die in der Schale gesalzenen Eier geschält, aufgeschnitten und mit der Füllung versehen. Felix isst auch eins; Fazit: scharf! Für die Verkäuferin war dieser Einkauf von uns allen das Geschäft der Woche:  90 Eier ausverkauft! (1 Cedi -17 Cent/ Ei – Einkaufspreis weniger als die Hälfte). Wir müssen etwas länger warten, ein zusätzlicher Bus muss von Bright organisiert werden, denn nach Vorschrift der Hafenge-

sellschaft[L1]  muss jeder einen Sitzplatz im Bus haben. Mit Warnwesten ausgerüstet, machen wir uns auf den Weg zum Hafenportal.  Mit 18 Hafenbecken von jeweils 8-11,5 m Tiefe ist der Hafen an seine Grenzen gestoßen. 1 Million TEU Container werden umgeschlagen. Durch die aktuelle Erweiterung mit Terminal 3 mit 16 m Tiefgang soll der Hafen zum größten HUB West Afrikas ausgebaut werden. Feederdienste übernehmen die Verteilung der Container in die Häfen der angrenzenden Staaten.

Ghana exportiert hier über die Container Bananen, Mangos und Ananas in die restliche Welt. Die meisten Importe nach Ghana stammen aus den USA, Kanada, Europa und China. Um alles hier zu managen, hat der Hafen 3.000 Mitarbeiter. Davon allein gehören 500 Personen zum Security Personal. Wir sehen sehr viele Container aus verschiedenen Ländern. Zum Beispiel auch aus Deutschland Container mit der Aufschrift „Hamburg Süd“ fallen uns auf. Bei der Tour fahren wir an einem Schiff namens „Glovis sunrise“ vorbei, einem Ro/Ro Schiff, in welchem Fahrzeuge transportiert werden. Ganz oben befinden sich als Soldaten gekleidete Dummies, die man nicht direkt als Dummies erkennt. Neben dem Schiff liegt schon seit letztem Jahr eine Ölplattform, die hier repariert wird. Auf der Rückfahrt zum Parkplatz des Hafens, wo wir wieder ein paar Minuten warten, kaufen wir uns und unseren Mitschülern aus Ghana „Bufflot“, wir nennen sie „the balls“. Diese ghanaische Spezialität ähnelt unseren Quarkbällchen, nur in größerer Ausführung. Auf dem Rückweg zur Schule singen wir wieder alle zusammen im Bus und lernen uns ein wenig besser kennen. Wieder zurück in der Schule, stärken wir uns mit Ananas und Papaya. Da wir heute gerne Waffeln für die Schule backen wollen, bereiten Frau Metz-Stoltefuß, Niklas S., Kevin und Irena den Teig vor. Währenddessen kontrolliert Niklas B. die Beamer der Schule und Lorena, Isabelle und ich gehen zu Sandra, um mit ihr unser gemeinsames Zahnprojekt zu besprechen. Wir stellen ihr unsere schon vorbereiteten Boxen mit den Zahnputzbechern und Bürsten vor und besprechen den geplanten Ablauf ab Montag der kommenden Woche.

In der Cantine werden von Kevin, Isabelle und Irena mit zwei Waffeleisen die leckeren Waffeln gebacken. Um ca. 15:00 Uhr gibt es Mittagessen. Mal etwas Neues leckeres, was uns die liebe Grace  zubereitet hat: pikante Suppe mit Hühnchenschenkeln und Kartoffelsalat. Wieder einmal: köstlich.

Nach dem Essen: „Sport bis zum Abwinken“. Dazu gibt es Waffeln. Es ist bewundernswert, dass die Kinder hier freiwillig noch solange nach Schulschluss auf dem Schulgelände bleiben und gemeinsam spielen. Das sieht man bei uns in Deutschland selten bis gar nicht. Wir spielen Volleyball und Tischtennis.

Wieder ein erlebnisreicher Tag.

 

Verfasser: Julia Schulina



Tag 5: Dienstag, 15.10.2019

 

Ja, sie war erfolgreich! Nach stundenlangem Warten am Flughafen kehrt Frau Gleim gemeinsam mit Kuffour frühmorgens mit allen fehlenden Gepäckstücken zurück. Einige Komplikationen lassen sich nicht vermeiden und Blessuren an den Koffern sind nicht zu übersehen. Als Frau Gleim uns dies alles während des Frühstücks erzählt, sind wir sehr erleichtert und starten sofort mit dem Verstauen der restlich mitgebrachten Dinge. Für Niklas B. hingegen beginnt währenddessen die erste Unterrichtsstunde mit dem eingerichteten Videokonferenzsystem. Es gibt zwar noch einiges zu verbessern, was im Vorfeld nicht einzuplanen war, jedoch sind die Schüler motiviert und freuen sich sehr auf das bevorstehende neue System.

Um 09:30 Uhr haben Aysel und Felix die mitgebrachte Holzeisenbahn in der Nursery aufgebaut, woraufhin sie innerhalb von Sekunden von Dutzenden Kindern umgeben sind.

Unterdessen bereiten Julia, Lorena und ich die Materialien für unser Zahnputzprojekt vor. Mit der Sortierung der Zahnpasta und der Zahnbürsten sind wir einige Zeit beschäftigt. Ebenfalls organisieren  wir alle spielerischen Tätigkeiten, die das regelmäßige und sorgfältige Zähneputzen der Kinder fördern sollen. Viele Memorys, Ausmalbilder, Puzzles, und natürlich nicht zu vergessen, KAI, unser circa 50 cm großes und mit extra großem Gebiss bestücktes Dinomodell. An ihm werden wir das korrekte Zähneputzen demonstrieren. Nicht nur das theoretische Training gemeinsam mit den Lehrerinnen soll durchgeführt werden, indem wir alles über Zahnputztechnik und präventive Zahngesundheit lehren, sondern auch das regelmäßige morgendliche Zähneputzen soll zur Selbstverständichkeit werden.

In den Pausen sind Irena, Kevin und Aysel auf dem Schulhof beschäftigt. Sie spielen Basketball und Fußball. Die Kinder selbstverständlich mit vollstem Elan und bester Laune dabei.

Nach dem täglichen Mittagssnack, heute bestehend aus Papaya und Bananen, machen wir uns wieder auf den Weg in die verschiedenen Klassen und lernen die Kinder und den Unterrichtsablauf immer besser kennen. Wie dies hier abläuft, überrascht mich immer wieder. Ganz unter dem Motto: „ Tell me and I`ll forget; show me and I may remember; involve me and I`ll understand“ bemühen sich stets sowohl die Lehrer als auch Schüler, dies in die Tat umzusetzen. Lehrer binden Schüler mit ein, lassen sie ihre Lösung an der Tafel präsentieren und korrigieren sämtliche Aufgaben der Schüler. Aber auch die Motivation und die gute Laune, die Schüler und Lehrer täglich mitbringen, überträgt sich sofort auf uns. „Please two minutes more“, diesen Satz höre ich nach dem Gong einer Unterrichtsstunde in einer der Abschlussklassen und mir wird bewusst, dass Schule hier viel mehr ist als nur eine Verpflichtung.

Parallel zu unserer schulischen Arbeit sind Kuffour und Frau Gleim auf „Shoppingtour“. 20 Kartons mit je 6 Kanistern à 5 Liter Flüssigseife; der Vorrat für zwei Jahre. 10 Bodenmatten, die unter den  Nestschaukeln platziert werden, um die Kinder vor Verletzungen zu schützen. Darüber hinaus 20 Kunststoffboxen für die mitgebrachten Materialien; und nicht zu vergessen: 90 Eier für den morgigen Waffelteig. Ein fast tagesfüllendes Programm.

Da der heutige Ausflug zu den Sportstätten von Don Bosco aufgrund von Umbaumaßnahmen nicht möglich ist, findet das Sportprogramm auf dem Schulhof statt. Für die ghanaischen Schüler natürlich kein Problem. Innerhalb weniger Minuten ist der Schulhof als Spielfeld voll einsatzbereit. Bis 18 Uhr spielen wir gemeinsam Volleyball. Sämtliche Altersgruppen, Jungen und Mädels und sogar die Lehrer beteiligen sich. Vermutlich der Traum eines jeden Sportlehrers und dem bisher besten Spiel meines Lebens, welches mich heute Nacht ganz bestimmt gut schlafen lässt und mir ganz bestimmt morgen noch in den Knochen hängen wird.

 

Verfasser: Isabelle Rödder



Tag 4: Montag, 14.10.2019

 

Heute klingeln unsere Wecker um 6:00 Uhr, denn es gibt bereits um 06:30 Uhr Frühstück, da heute der erste Schultag ist, an dem wir teilnehmen dürfen. Um 7:30 Uhr gehen wir gemeinsam zur „Morning Assembly“.

Bei der „Morning Assembly“ werden wir von den insgesamt 321 Schülern herzlich begrüßt. Viele rufen „Obroni“ („Weißer“) und suchen unseren Körperkontakt. Die Schüler singen und die Atmosphäre ist sehr beeindruckend. Mit Musik und Gesang marschieren die Schüler in ihre Klassen. Danach führt uns Kuffour durch die Klassen 1 bis 9 und den Kindergarten sowie die Nursery. Die Klassenzimmer sind viel kleiner als unsere in Deutschland und bei weitem nicht so gut ausgestattet. Kuffour erklärt uns, dass die Schüler in der neunten Klasse ihren Abschluss machen. Er zeigt uns die Bibliothek, den Werkraum, die Küche, sein Büro und den Computerraum, in dem Niklas seine nächsten Tage damit verbringen wird, ein von effexx zur Verfügung gestelltes Videokonferenzsystem einzurichten und sich um weitere IT-Technische Probleme zu kümmern.

Nach dieser Einführungsrunde dürfen wir endlich am Unterricht teilnehmen. Während einige von uns sich diesen Wunsch erfüllen können, fahren Lorena und Felix mit Frau Gleim und Kuffour zum Flughafen, um erneut den Versuch zu starten, an die fehlenden 7 Gepäckstücke zu kommen. Die Fahrt dorthin erweist sich leider wieder als schwierig: ein Stau nach dem nächsten; reinstes Verkehrschaos. Das Ergebnis ist leider nicht zufriedenstellend: Felix bekommt zwar seinen Koffer, aber ansonsten ist nur ein Sperrgepäckstück angekommen. Frau Gleim muss weiterhin auf ihr persönliches Gepäck warten.

Frau Metz-Stoltefuß und Kevin bemühen sich, die für die Schule mitgebrachten Koffer auszuräumen und in Boxen zu sortieren. Die Hitze im Storeroom bringt sie fast an ihre Grenzen.

Unterdessen richtet Niklas gemeinsam mit Thomas und Maxwell das Videokonferenzsystem im IT-Raum ein.

Die Kinder der zweiten Klasse möchten Kevin, Felix und mich nicht gehen lassen. Wir singen und tanzen mit ihnen. Für uns alle ist das ein sehr großer Spaß.

Um 12:00 Uhr hat Grace für uns Obst (Ananas und Papaya) vorbereitet, das wir gemeinsam genießen.  Nach der Mittagspause hilft Niklas B., Lorena, Julia und Niklas S., die mitgebrachten Fußballtore aufzubauen, was jedoch noch nicht zum erwünschten Ergebnis führt. Aber wir sind ja schon problemerfahren.

Um 15:00 Uhr dürfen wir wieder unser „Abendessen“ einnehmen. Grace hat für uns Hühnchen mit pikant gewürztem Reis gekocht. Köstlich! Anschließend kommen alle Lehrerinnen und Lehrer des WEC zu uns auf die Dachterrasse, um uns offiziell nach ghanaischer Art zu begrüßen. Die Gastfreundschaft und Fröhlichkeit der ghanaischen Lehrerinnen und Lehrer überwältigt uns. Wir machen uns gegenseitig noch einmal etwas genauer bekannt und stellen unsere Erwartungen und Gründe unseres Einsatzes hier in der Schule vor.

Mit typisch ghanaischen Getränken, Lamo Gin, Sobolo, Palm Wine und frischen Kokosnüssen, werden die Beziehungen mit unseren ghanaischen Freunden intensiviert. Für uns schon ein außergewöhnliches Geschmackserlebnis.

Frau Gleim versucht heute Abend erneut, mit Kuffours Hilfe an die fehlenden Gepäckstücke zu kommen. Dafür fahren sie heute zum zweiten Mal nach Accra zum Flughafen. 4 Tage ohne persönliche Gegenstände sind schon eine Herausforderung. Wir sind gespannt, ob sie erfolgreich ist.

 

Verfasser: Irena Nue



Tag 3: Sonntag, 13.10.2019

 

In der Nacht regnet es „Bindfäden“ und das auch noch zur Frühstückszeit um 08:00 Uhr.  Nach einem ausgiebigen Frühstück und gemeinsamer Besprechung der Tagesplanung gehen wir mit Festus, einem ghanaischen Schüler, den unsere Lehrer schon seit seiner Kindergartenzeit kennen, in die katholische Kirche.

Der Kontrast zwischen dem uns gewohnten Gottesdienst und dem ghanaischen ist immens. Alle Besucher der Kirche tanzen zu dem Gospel und singen mit Begeisterung.

Uns allen beschert der Anblick eines so intensiven Gottesdienstes pure Gänsehaut. Wir werden in der Kirche freundlich begrüßt und der Priester hat uns am Ende für unser Kommen gedankt.

Nach dem Gottesdienst warten vor der Kirche viele Menschen auf uns, die mit uns reden wollen. Neben unzähligen Willkommenswünschen entstehen Unterhaltungen über unsere Herkunft und unseren derzeitigen Aufenthalt und unser Betätigungsfeld in Ghana.

Die hier lebenden Menschen sind sehr kontaktfreudig und haben uns eingeladen, mit ihnen nachmittags Volleyball zu spielen. Der Regen jedoch verhindert dies. Wir scheinen die Attraktion des Vormittags zu sein, Bilder werden im Sekundentakt von und mit uns zusammen gemacht.

Mittlerweile hat es aufgehört zu regnen und die Sonne scheint „brandgefährlich“. Die Intensität der Sonne sehen wir später nicht nur auf Julias Rücken.

Nach dem Mittagessen gehen wir durch die Straßen der Schulumgebung, um Obst und Getränke zu besorgen. Wie sich herausstellt, ist das leider gar nicht so einfach, wie wir uns das vorgestellt haben, da es eine Herausforderung für sich ist, die richtigen Läden zu finden, weil jeder „Laden“ im Grunde ein sehr kleiner Stand ist, der sich auf bestimmte Dinge, wie Getränke oder Elektronik, spezialisiert hat. Auf unserem Einkaufszettel stehen unter anderem Bananen; und einige kaufen „grüne“, die noch reifen müssen. Als wir zurückkommen, wird uns der Unterschied zwischen Bananen und Plantains (grüne Bananen = Kochbananen)  von Grace erklärt. Plantains müssen frittiert werden, um genießbar zu sein.

 An einem anderen Stand möchte Kevin eine Kokosnuss kaufen. Schallendes Gelächter bei den Verkäufern, denn bei der vermeintlichen Kokosnuss handelt es sich um eine Papaya.

Zurück in der Schule, wartet Festus wieder auf uns, um mit uns zu spielen.

Zum Abendessen bekommen wir von Grace ein köstliches Gericht aus Kohl, Möhren und Fisch und dazu Bratkartoffeln serviert. Aus den grünen Bananen, welche ursprünglich ein Fehlkauf waren, macht Grace eine vorzügliche Beilage für uns.

In der Zwischenzeit haben einige von uns das gesamte Handgepäck gesichtet und in Plastikkisten thematisch sortiert. Morgen müssen diese Materialien im Storeroom mit den vorhandenen Materialien zusammengeführt und die bisher vorhandenen Zusatzkoffer ausgepackt werden.

Während des Abendessens kommen Kuffour und Stephan (Schulleiter und stellvertretender Schulleiter), um mit uns die nächste Woche zu planen. Der Plan steht, kann aber durch aktuelle Ereignisse verändert werden, denn nach wie vor ist unklar, wann das noch fehlende Gepäck kommen wird. Nach aktueller Information morgen, nur wann, vormittags oder abends?

Den Abend lassen wir gemeinsam auf der Dachterrasse mit Getränken und netten Gesprächen ausklingen.

 

Verfasser: Felix Sonsalla



Tag 2: Samstag, 12.10.2019

Nach einer sehr kurzen Nacht gibt es für uns um 7:30 Uhr Frühstück. Wir bekommen ein super leckeres Frühstück von Grace: frische Gemüseomeletts, Brot, Streichkäse, ghanaische Schokocreme und Marmelade. Um 09:00 Uhr holt uns Gabriel, der Fahrer des Schulbusses, ab. Uns begleiten Bright, ein Lehrer des WEC und 3 ghanaische Schülerinnen nach Accra. Auf der Fahrt sind wir alle schockiert, weil wir zum ersten Mal das Leben entlang der Straßen wahrnehmen. Wir realisieren so langsam, wie gut es uns in Deutschland geht. Die Straßen und der chaotische Verkehr überfordern uns beim Anblick, geschweige denn, dass wir uns vorstellen können, hier selbst fahren zu müssen. Ohne Hupe läuft nichts...

Der erste Stopp: die Accra Mall, wo wir Geld wechseln und im Supermarkt Kleinigkeiten besorgen. Hier überrascht uns der üppige, jedoch kitschige Weihnachtsschmuck, der für uns im Kontrast zum herrschenden Klima steht.

Die vereinbarte Abfahrt um 11:15 Uhr verzögert sich um 45 Minuten, da ein Mitschüler vor der Accra Mall von der Polizei beim Rauchen erwischt wird, was hier strengstens verboten ist und durch Schilder angezeigt ist.  Natürlich wollten wir anfangs Frau Gleim nicht glauben, als sie uns sagte, dass Ghana „ein rauchfreies Land“ sei. Doch nach dem ersten Tag können wir definitiv sagen: Das stimmt, ja! Der Fauxpas kostet uns nicht nur Zeit, sondern auch 40,-- EUR Strafe. Die vielleicht teuerste Zigarette seines Lebens!

Die Rundfahrt durch die Innenstadt führt vorbei an vielen neuen internationalen Hotels und Sehenswürdigkeiten der Stadt. Uns wird der Kontrast zwischen Modernität und einfachem Vorstadtleben deutlich, wesentlich krasser als in Europa. Stopp zwei: Kwame Nkrumah Memorial Park mit seinem Grabmal und einem kleinen Museum. Kwame Nkrumah war der erste Präsident von Ghana und ein Freiheitskämpfer, der Ghana in die Unabhängigkeit geführt hat.  Das Museum und die Erläuterungen des Museumsführers faszinieren uns. Dieser Park wurde erst 1992 eingerichtet, an der Stelle, an der die Republik ausgerufen wurde.

Direkt angrenzend zu dem Memorial Park befindet sich der bekannte Kunsthandwerkermarkt mit ghanaischem Holzkunstwerk und Textilien. Bevor jeder seinen Marktrundgang startet,  benötigen wir eine kleine Erfrischung. Bei dem einstündigen Marktbesuch fühlen wir uns wie eine Attraktion, denn jeder spricht uns an und will, dass wir etwas bei ihm kaufen. Aber so viel, wie ihnen lieb ist, können wir gar nicht ausgeben. Es ist für uns sehr gewöhnungsbedürftig, dass fremde Leute uns hinterherlaufen und bedrängen, etwas zu kaufen.

Der Markt liegt strandnah. Aber es ist kein Strand, wie wir ihn kennen, mit einem schönen Sandstrand und Badegästen. Die „Strandbesucher“ sind hier Plastikabfälle, Ziegen sowie Rinder, Rucksäcke und diverser Müll in großen Mengen, überall Müll, Müll... Wir trauen  unseren Augen nicht, so etwas haben wir noch nicht gesehen, es erschüttert uns. Die sonst üblichen Gespräche verstummen auf der Rückfahrt. Wir sind in unserer Fassungslosigkeit gefesselt und introvertiert. Auf der Rückfahrt von Accra zur Schule verarbeiten wir die erlebten Eindrücke.

Den gemeinsamen Ausflug beenden wir in großer Runde auf der Terrasse mit einem köstlichen Abendessen, (Hühnerschenkel mit Gemüsereis und Krautsalat). Unsere ghanaischen Freunde müssen um 18:00 Uhr, nach bereits angebrochener Dunkelheit, nach Hause. In der Zwischenzeit ist Kuffour mit einer schlechten Nachricht eingetroffen.“Lost and  found“ hat angerufen und die Gepäckstücke leider erst für Sonntag avisiert. Unsere erste Internetverbindung gestaltet sich ebenfalls schwierig, denn der Access Point sowie die Zuleitung wurden bei Malerarbeiten unsachgemäß abgebaut und beschädigt. Niklas, unser IT Experte von effexx, kann sich erst am Montag um die Reparatur kümmern.

 

Verfasser: Lorena Contreras



Tag 1:  Freitag, 11.10.2019

Nach langer Vorbereitung ist es heute nun soweit. Die Reise nach Ghana kann beginnen.

In Fahrgemeinschaften aufgeteilt, machen wir uns auf den Weg nach Düsseldorf. Ein Teil der Gruppe trifft sich auf der Hasbacher Höhe, um sich dort für die weitere Fahrt kurzzuschließen. Frau Gleim sorgt schon hier für unser leibliches Wohl.

Unterdessen machen sich unsere „Ausländer“ (Aussis), Isabelle, Felix und Niklas, aus Rheinland-Pfalz, auf direktem Wege nach Düsseldorf. Wieder einmal ist die Hilfe unseres Hausmeisters, Herrn Hoffmann, nicht wegzudenken, der uns nicht nur beim Transport des Gepäckes mit einem kreiseigenen VW Transporter hilft, sondern auch längere Wartezeiten am Flughafen in Kauf nimmt und direkt die Batterie, die eigentlich in der Schule benötigt wird, mit nach Siegen zurücknimmt, weil man uns den Transport am Flughafen verweigert.

Nachdem alle 23 Koffer und 10 Handgepäckstücke auf uns aufgeteilt sind, können wir diese aufgeben. Leider ist dies nicht so einfach, denn wir haben 5 Sperrgepäckstücke und versehentlich wird ein Handgepäckstück als Koffer aufgegeben. Dieser Fehler kostete 400,--EUR, wenn nicht aus Kulanz Buchungstricks angewendet wurden.

Um 12:25 Uhr geht der Flug nach Amsterdam nun endlich los, wo wir dann nach 35 Minuten auch schon wieder landen. Nur zwei Stunden später soll der Flug nach Accra starten. Der Start verspätet sich jedoch um eine Stunde, da man auf 39 Fluggäste aus London wartet, sodass wir erst um 20:30 Uhr - ghanaischer Zeit – 22:30 Uhr deutscher Zeit, landen. Das ist nur das kleinste Ärgernis an diesem Abend, denn wir müssen feststellen, dass uns 7 Gepäckstücke fehlen. Darunter auch das Privatgepäck von Frau Gleim und Felix. Dies hat zur Folge, dass wir bei „Lost and found“ diese als fehlend melden müssen und sich so die Abfahrt in die Schule um weitere zwei Stunden nach hinten verschiebt.

Die Wartezeit am Airport wird mit Livemusik verkürzt . Draußen werden  wir sehr herzlich von Kouffour (Schulleiter) und weiteren Lehrern des „Crystal Wilhelm Educational Complex“ (WEC) empfangen, die sich sofort um die Verladung des Gepäcks kümmern. Nachdem wir das klimatisierte Flughafengebäude verlassen, überfällt uns das tropische Klima. Der eintretende Regen erfreut uns daher und kühlt uns etwas ab. Aufgrund des anbrechenden neuen Tages und des starken Regens bekommen wir leider nur wenige Eindrücke vom Leben entlang der Straße. Nach einer 45 minütigen sehr holprigen Busfahrt kommen wir nun endlich in der Schule in Lebanon Ashaiman an.  Die ghanaische Gastfreundschaft gebietet es, dass unsere Koffer von den Lehrern nach oben getragen werden. Dort stehen auf dem Tisch die köstlichen Frühlingsrollen von Grace, sie ist unsere Köchin für die nächsten 23 Tage. Gemeinsam mit den Lehrern beenden wir gegen 2:30 Uhr den frühen Samstagmorgen und müssen danach noch unsere Schlaflager errichten.

Somit endet um 3 Uhr morgens unser erster aufregender, aber auch sehr anstrengender Tag; um 07:00 Uhr wird der Wecker klingeln…

 

Verfasser: Aysel Leipold